Samstag, 21. März 2015

(2) Museum Hobart - Trukanini / Schicksal einer Aboriginal-Frau







Museum Hobart
Trukanini im Alter ( Tasmanian Museum Hobart - https://www.tmag.tas.gov.au/ )
Museum Hobart
Die junge Trukanini (zeitgenössisches Porträt - Museum Hobart)

Museum Hobart
Trukaninis Mann Wooraddy (Museum Hobart)

Museum Hobart
Eine europäische Siedlerfrau (Museum Hobart)

Museum Hobart
Europäischer Siedler (Museum Hobart)

Berührt haben uns vor allem die Ausstellungsstücke und Dokumente zur tragischen Geschichte der Aborigines. Sie wurden durch Robben- und Walfänger, Siedler, Krankheiten und Aktionen der britischen Verwaltung  dezimiert, deportiert und  fast ganz ausgelöscht.

Hier  fanden wir auch das Bild der  angeblichen  letzten „vollblütigen“ nativen Tasmanierin, Trukanini alias „Lalla Rook“ (ihr „christlicher“ Name). Sie war Begleiterin und Dolmetscherin des von Gouverneur George Arthur (1824-33) ernannten „Conciliators“, George Augustus Robinson, ein ehemaliger Bauhandwerker und Laien-Prediger aus England. Er sollte die Eingeborenen in  „Freundschaftlichen Missionen“ („Friendly Missions“) „versöhnen“. Auf Grund seiner Aufzeichnungen  weiß man viel über Trukanini, wie umgekehrt er von ihr viel über die Kultur der tasmanischen Native People erfuhr. Ihr Schicksal ist repräsentativ für die letzten tasmanischen Eingeborenen. 
Als Tochter eines Aboriginal- Chefs  ca. 1812 geboren, war sie quasi eine „Eingeborenen-Prinzessin“. Sie war mit der traditionellen Lebensweise ihres Stammes verbunden.  Ihre Mutter wurde von Walfängern getötet, ihr Verlobter  in ihrem Beisein von Holzfällern grausam umgebracht, zwei Schwestern von Robbenfängern in die Sex-Sklaverei entführt, ein Onkel von Soldaten getötet. Sie erlebte und überlebte den „Black war“ (1828-1830), die vom Gouverneur eingeleitete systematische Jagd von Siedlern und Soldaten auf die Eingeborenen und deren Gegenwehr. Diesem ungleichen "Krieg" zwischen beiden Seiten fielen wohl 1000 tasmanische Eingeborenen und 100 Europäer zum Opfer. 1830 wurden Trukanini und ihr Mann Wooraddy, ebenfalls ein Stammes-Chef, zusammen mit den  letzten Überlebenden der tasmanischen Eingeborenen, von Bruny Island (an der Südspitze Tasmaniens)  nach Flinder´s Island gebracht (nördlich von Tasmanien). Robinson hatte die Leute mit Versprechungen, die nur zum Teil eingehalten wurden, dort hin gelockt, wo sie hofften, in Ruhe und in ihrem Lebensstil weiter leben zu können. Wooraddy und Trukanini hatten zugestimmt, in der Hoffnung, ihre Volksgenossen zu retten. Auf Flinder´s  Island  sollten sie als Bauern leben, Kartoffeln anbauen und essen und schließlich „christianisiert und europäisiert“ werden. Dies scheiterte, ein Großteil der dort praktisch in Gefangenschaft Gehaltenen, ging  an Krankheiten und Entwurzelung zugrunde.

Trukanini, ihr Mann und einige andere begleiteten Robinson in die Gegend von Melbourne, wo er von der Regierung Victorias zum  „Chief Protector“ für die Eingeborenen ernannt worden war. Robinson sollte auch dort die Aborigines  befrieden, erfolglos. Trukanini  und Wooraddy waren von ihrem bisherigen Schutzherrn enttäuscht und kehrten sich von ihm ab – die Gruppe wurde zu „Outlaws“, bestahl Siedler und  tötete zwei Walfänger (die möglicherweise die Frauen belästigten).  Zwei der Männer wurden in Melbourne gehängt,  Trukanini und ihr Mann  wurden zurück nach Flinder´s Island geschickt. Wooraddy verstarb während der Überfahrt. Den Rest der auf der Insel Überlebenden siedelte man  in die Nähe von Hobart um, in Trukaninis altes Heimatgebiet. Sie nahm ihren traditionellen Lebensstil – Jagen, Fischen - wieder auf. 1873 war sie die einzige Überlebende dieser Gruppe. 1874 zog sie nach Hobart, in die Obhut einer europäischen Familie. In Hobart war sie eine bekannte Figur. Sie starb dort 1876.
Die Regierung erklärte sie zur „letzten reinrassigen“  tasmanischen Nativen. In ihren Augen war damit das Eingeborenen-„Problem“ gelöst. Tatsächlich gibt es aber Nachfahren der „ersten Leute“ von Tasmanien, die heute wieder ihre Stimme und Ansprüche erheben. Sie stammen meist von Kindern ab, die schwarze Frauen mit weißen Männern hatten.
Trukanini hatte einst gesagt: „Ich weiß, wenn ich sterbe, will das Museum meinen Körper“. Sie sollte Recht behalten. Zwar wurde sie beim Alten (Cascade-)Frauengefängnis begraben, aber zwei Jahre später exhumiert, von der „Königlichen Gesellschaft von Tasmanien“  mit Erlaubnis der Regierung ,  für „wissenschaftliche Zwecke“.  Europäische Antropologen waren an den Körpern von tasmanischen Eingeborenen interessiert, weil man sie wegen ihrer langen Isolierung auf der Insel für eine „zurückgebliebene Rasse“ hielt.

Das Skelett Trukaninis war lange Zeit in dem Museum, das wir besuchten, ausgestellt. Hundert Jahre nach ihrem Tode gelang es Nachkommen ihres Volkes, ihre Überreste zu erhalten und, gemäß ihrem letzten Wunsch und nach der Art ihres Volkes, zu bestatten. Ihre Asche wurde nahe ihrem  Geburtsort ins Meer verstreut.

Oben: Aboriginal -Hütte (Museum Hobart)
unten: frühe europäische Siedlerhütten im Outback (Gemälde)




Bürgerliches Siedlerhaus (Ross - Tasmanien)
Robinson auf einer seiner "Freundlichen Missionen" - Trukanini rechts zeigt auf ihn (Gemälde: Museum Hobart)

Aboriginal-Kanu (Museum Hobart)

Romantische Landschaft (tasmanisch inspiriert) mit Aboriginal-Lager (Gemälde Museum Hobart)


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