Montag, 16. März 2015

(7) Unterwegs zu den höchsten Bergen Tasmaniens - Lake St. Clair - und zurück nach Hobart

Kolonialzeitorte unterwegs


Tasmanien
Auf einsamen Strassen mitten durch's Tassieland
Tasmanien
Wenig Menschen - viele Schafe 
Tasmanien
Altes Postgebäude im Landstädtchen Ross 
Von Convicts erbaute Brücke in Ross
Skulpturen an der Brücke - Der Gefangene, unter dessen Leitung die Brücke erbaut wurde und auf den die Skulpturen zurückgehen, wurde frei gelassen und erhielt weitere Aufträge


Altes Wohnhaus in Ross
Gefallenendenkmal in Ross 


Kirche in Hamilton

Friedhof in Ross

Grabstein Friedhof Ross

Alter Pub in Hamilton


Kaffehausgarten in Hamilton 

Altes Schulhaus in Hamilton

Unterwegs zu unserem Ziel wurde die Fahrt auf dem Midland Higway recht einsam. Das Landschaftsbild zeigte überwiegend abgeweidete Hügel und Berge. Dazwischen Schaf-Farmen. Wir machten in kleinen Städtchen Halt wie Campbell, Ross, dann Bothwell, Hamilton. Das sind Siedlungen mit sehenswerten „historischen“ Steinhäusern, Amtsgebäuden, Kirchen, Friedhöfen, Brücken aus der Siedlerzeit, von 1830 bis 1850,  meist auch von Convicts  erbaut. Für sie gab es Gefängnisse in den Orten. Wir haben schöne Cafés in alten Häusern besucht, wo wir oft ganz alleine im Garten saßen und  liebevoll gebackenen Haus-Kuchen aßen. Oft sind diese Cafés auch Kunstgalerien. Aber die Glanzzeit der Orte ist seit 150 Jahren  vorbei. Es gibt wunderschöne Häuschen zu kaufen, aber wer will hier in der Abgeschiedenheit leben? Es sind  wohl meist Alteingesessene, ein nicht unfreundlicher, aber schweigsamer und zurückhaltender Menschenschlag.

„The Wall in the Wilderniss“ – In Holz geschnitzte Geschichte




Eingang "The Wall" 

Einige Zeit nach Hamilton wird die Gegend waldreicher, bergiger, wir fahren an vielen Wasserläufen und Seen vorbei. Die Bäche, die Seen bilden und sich zum Derwent-River vereinigen, kommen aus den riesigen Waldgebirgen, wo wir hin wollen. Wir besichtigen eine große Stromerzeugunganlage. Wasser wird aus einem Kanal in dicke Rohre geleitet, stürzt in ihnen den Bergabhang hinunter und erzeugt unten in einem Kraftwerk Strom. Durch solche Anlagen wurde und wird Hobart mit Strom versorgt und  sie machten Industrialisierung möglich. Doch die damit verbundene fortschreitende Abholzung der Wälder und Drainierung der Wasserläufe ist umstritten. Es gab Proteste, die Projekte verhindert haben.

Energiegewinnung durch Wasserkraft 

Vor Derwent Bridge, unserem Ziel, besichtigen wir „The Wall in the Wilderness“. Wir betreten ein großes flaches Holzgebäude, das mitten im Wald liegt. Innen erhebt sich eine über drei Meter hohe und 50 m lange „Mauer“, die umrundet werden kann.  Auf  Paneelen treten aus dem Holz realistisch und fein geschnitzte Figuren hervor. Da Holz stammt wohl von der heimischen Huon-Pinie, einem Baum, der sehr groß und als werden kann. Er wurde früher viel geschlagen.

The Wall: Frauenkopf
Echidna
Der Künstler bei der Arbeit 

Der Künstler Greg Duncan hat hier der Geschichte des „Zentralen Hochlandes“ Tasmaniens ein Denkmal gesetzt - von der Zeit der Aborigines, über die Siedler, die Holzfäller bis zu den Hydro-Elektro-Arbeitern. Man sieht kräftige Männer, in Arbeitsgeste,  mit ihren Werkzeugen, Gespannen…abgehärmte Frauen, die sie versorgen… Auch die Tiere der Gegend tauchen auf, der igelartige Echidna, den wir  mehrfach am Straßenrand gesehen haben, der tasmanische Tiger, der hier lebte… beeindruckend das Ganze. Unlängst hat der Künstler die Hälfte des geplanten Werkes fertig gestellt, an dem er seit  2003 arbeitet.
Ein Eindruck: Die „Wäldler“ hier sehen das mit dem Holzabbau, der Energiegewinnung, die ihnen Arbeit und Einkommen gebracht haben, wohl anders als die „grünen“ Städter und Naturschutzbehörden.


Lake St. Clair  – Neuseeland in Kleinformat


Tasmanien
Lake St. Clair - im Hintergrund der Craddle Mountain

Lake St. Clair - im Hintergrund der Mount Olympus 

Dann fahren wir auf den Campingplatz am Lake Saint Clair ein – mitten im Wald. Ein großes Besucherzentrum informiert über Flora und Fauna des National-Parks, der Weltnaturerbe ist. Wir stellen unser Fahrzeug auf und bereiten uns auf die Nacht vor. Wir hören und sehen viele Vögel, unter ihnen den „lachenden Hans“, den Kookaburra.


Steg in den See beim Campingplatz 

Der "lachende Hans" 

Ein abendlicher Spaziergang zum Seeufer – Steinstrand, knorrige Äste ragen aus dem Wasser, dunkel zieht sich der See vor uns hin, umgeben von waldigen Erhebungen. Im Hintergrund felsige Berge, alpiner Charakter, der Cradle Mountain (wegen seiner geschwungenen Form mit zwei Spitzen „Wiegenberg“ genannt, 1545m), der Mount Olympus (breit hingelagert wie der griechische Olymp, 1449 m). Der höchste Berg der Gegend ist der Mount Ossa  (griech. „Ruhm“, auch Namen zweier griechischer Berge), mit 1617 m der höchste Berg Tasmaniens. Der Gipfel ist manchmal noch im Sommer mit Schnee bedeckt. Alles ein bisschen wie Neuseeland, vielleicht – wir waren noch nicht dort. Wir freuen uns auf den Spaziergang morgen. Den berühmten und viel begangenen Overland Track   durch das Hochland  nach Norden (6 Tage mit Zelt) wollen wir nicht machen – uns genügt es, am See entlang zu wandern.
Am nächsten Tag  gehen auf gut bezeichneten Waldwegen in den Naturpark hinein. Der Wald wird immer urtümlicher, hoch aufragende Eukalypten, vermodernde Stämme, auch blühende Büsche. An einem Wildbach vorbei, kommen wir in einen  Regenwald. Riesen-Eukalypten ragen hoch,  im dichten „unteren Stockwerk“ fallen Farnbäume auf. An das Ende des Sees gelangen wir nicht – es ist weit entfernt.  Meist am Ufer wandern wir zurück – mit dem Blick auf die Berge.

Ein großer Eukalyptusbaum 

Ein gefällter Baumriese 

Waldblüte

Durch den Regenwald


Blühender Wald 

Ein Wildbach 



Abends spazieren wir noch einmal am See entlang – wir wollen Schnabeltiere und Wombats sehen.  In einem Buch im Besucherzentrum haben Besucher eingetragen, wo sie die Tiere gesehen haben. Wir suchen eine solche Stelle auf. Lange sitzen wir still auf Steinen, es dämmert, Menschen kommen nicht mehr vorbei. Angestrengtes Blicken ins Wasser – kein Schnabeltier lässt sich sehen, auch kein Wombat. Ich denke mir, was soll ein Wombat hier am Steinstrand, da gibt´s doch nichts zu fressen. Ich entdecke eine kleine Wiese mit niedrigen Bäumen und bewege mich dort hin. Es ist ziemlich sumpfig, und ich muss durch Wasserstreifen waten. Um mich herum grasen eine ganze Menge der dunklen tasmanischen Wallabies (kleine Kängurus). Vor den Schlangen, den hochgiftigen Tiger-Snakes, die es hier gibt, habe ich keine Angst – es ist viel zu kalt für sie. Da – hinter einem Busch entdecke ich einen Wombat; das dicke, plüschige Tier  weidet das spärliche Gras ab –  es sieht einem kleinen Bären ähnlich und heißt deshalb auch „Beutelbär“. Ich bedeute Dagmar zu kommen – auch sie watet durch den Sumpf. Wir nähern uns vorsichtig,  ich  filme und fotografiere, der Wombat hebt nur kurz den Kopf, blickt uns an und grast dann seelenruhig weiter. Beglückt beobachten wir das niedliche Tier aus ca. 6 m  Entfernung, aber zu nah gehen wir auch nicht heran, denn dann sollen Wombats ungemütlich werden. Sie haben ziemlich scharfe Krallen und können auch beißen. Schließlich ziehen wir uns zurück. Die Tiere sind nicht leicht zu sehen, sie schlafen tagsüber in Höhlen und kommen nachts hervor.

Tasmanisches Wallaby 

Warnung vor Schlangen am Lake St. Clair 


Tigersnake
Tiere Tasmaniens
Weidender Wombat 

Schnabeltiere (engl.:  „Platypus“ – „Plattfuß“, das ist der Schwimmfuß) haben wir dann auf der Rückfahrt an einem Fluss – an einem Busch umstandenen Staustück - bei Hamilton gesehen. Dort wurde unser stundenlanges Warten  in der Kälte schließlich doch belohnt. Schemenhaft sahen wir einige der sonderbaren, Eier legenden Säugetiere durch´s Wasser schwimmen. Mit ihrem Schnabel gründeln sie rasch dahin schwimmend mit geschlossenen Augen und suchen nach Kleintieren. Man wird durch eine leichte Wellenbewegung auf sie aufmerksam.  Die Männchen haben übrigens einen Giftstachel an den Hinterbeinen. Die scheuen Tierchen – sie sind viel kleiner als wir dachten – lassen sich meist nur in der Dämmerung  beobachten, wenn sie aus ihren Uferbauten kommen.  Richtig fotografieren konnten wir sie aber erst  im Zoo von Melbourne.

Warten auf Schnabeltiere 

Hier sind sie zu Hause 

Tasmanien
Hier haben wir eines!

Das Derwent-Tal entlang fuhren wir wieder nach Hobart.  Vor der  Stadt sahen wir den Wegweiser zum „Museumof Old and New Art“ („Mona“). Der Besuch wurde uns von vielen Seiten empfohlen und so machten wir hier Halt. Das von dem tasmanischen Millionär und Kunstsammler David Walsh gestiftete Museum  ist mit einer „Winery“ verbunden und liegt sehr schön auf der mit Weinreben bepflanzten Anhöhe einer Halbinsel, von der man auf die breite Wasserfläche des Derwent-Rivers hinabblickt.

Vorplatz und Eingang "Mona" 

Sidney Nolans  (Regenbogen-) "Schlange"  (Autor: jeffowenphotos . wiki)

Installation
Eine Bibliothek - mit unbeschriebenen (!) Büchern
Altägyptischer Sargdeckel - inmitten moderner Arrangements

Installation
Durchgang

Das Museum sprengt die normalen Vorstellungen von einem „Kunstmuseum“. Man steigt über Treppen in eine Art „Unterwelt“ hinab und arbeitet sich durch die einzelnen Hallen und Stockwerke wieder hoch. Alte und neue Kunst ist in Arrangements eingebunden, die bestimmte Themen, Architektur, Licht und avantgardistische Skulpturen umfassen. Verwirrend und faszinierend! Die derzeitige Ausstellungskonzeption scheint Ausstellungsstücke aus alten Zeiten und der Gegenwart, verbunden mit Raumerlebnissen, unter dem Thema "Tod und Wiedergeburt" zu vereinen.


Abschied von Tasmanien


Unsere Zeit in Tasmanien war zu Ende. Ohne einen Kratzer gaben wir unseren Campercar zurück und flogen wieder nach Melbourne.

10 Tage sind viel zu wenig, um die große Insel  zu erkunden – der Westen mit seinen Bergwäldern ist zum Teil noch unerforscht. Vielfach bräuchte man ein 4-WD-Fahrzeug, um tiefer in die  Nationalparks hineinzukommen. In den abgelegenen Regionen soll es noch einige Exemplare des „Tasmanischen Tigers“ oder  „Beutelwolfes“ (engl.: „Thylacine“) geben, der offiziell  als ausgestorben gilt; doch Einheimische behaupten, ihn  gesichtet  zu haben. Wir haben dieses größte Raubtier des australischen Kontinents – ein hundeähnliches Wesen mit  getigerten Streifen auf dem Rücken – nur in den Museen von Hobart und Launceton  gesehen, in Bildern und ausgestopft. Dagegen wurde unser Wunsch erfüllt,  dem  „Tasmanischen Teufel“ zu begegnen,  in einem „Conservation Center“ auf der Tasman Peninsula, wo man das Tier vor dem Aussterben bewahren will.  Der „Teufel“  hat die Größe eines kleinen  Hundes und  ein äußerst kräftiges Gebiss, mit dem er die Knochen seiner Beute, meist tote Wallabies, zerbricht.  Seinen Namen hat er von nächtlichen Umtrieben und Lauten in Scheunen von Farmern, die seine Geräusche auf den Teufel zurückführten. Überhaupt hat uns die Tierwelt in Tamanien fasziniert, viele Vögel (Sittiche, Papageien, Kookaburras, „Frogmouths“ - kleine Eulen mit breitem Schnabel),  Wallabies, die überall herumhüpfen, kleinere Beuteltiere wie Possums ( pelzige Klettertiere mit langem Greifschwanz, fressen Blätter und Früchte), der Echidna  (igelartig mit spitzer Schnauze, deshalb „Schnabeligel“ - auch er ist wie der Platypus ein Eier legendes Säugetier), das Langnasen – Potorooh („Känguru-Ratte“),  der Eastern Quoll (kleines Raubtier); von dem Wombat, den wir beobachtet haben und den Schnabeltieren habe ich schon berichtet. Diese Tiere haben wir gesehen, es gibt natürlich aber mehr.




Blauzunge (Echse) 

Echidna -Schnabeligel 

Eastern Quoll (kleiner "Bruder" des Tasmanischen Teufels) 

"Frogmouth" ("Froschmaul") - Eule 

Wie heißt denn dieser kleine Vogel? ( Die Lösung liegt im Link-Artikel!)

Possum in der Dunkelheit (Bild muss man vergrößern, um das Tier - am Baum -besser zu sehen) 

Tiere Tasmaniens
"Tasmanische Teufel"
(Graue) Kängurus

Tasmanien Tiere
Verklärter Rückblick: So sahen sie aus - die "Tasmanischen Tiger" (Beutelwolf) - Gemälde Museum Hobart

Wir fanden, dass Tasmanien von der Natur und den Landschaften her schön ist, australisch und doch nicht australisch – die Trockenzonen des Festlandes gibt es nicht. Das Wetter war in der Zeit unseres Besuches sehr kalt und wechselhaft, sodass wir nicht einmal gebadet haben.

                                                Noch einmal: Tasmanische Szenerien


Meer und Strand bei Coles Bay 

Landschaft im Freycinet Nationalpark 


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