Ausgerüstet mit dem Wissen über den Goldrush in Viktoria, das wir im Treasury Building in Melbourne gewonnen hatten, wollten wir eine Gelegenheit nicht verpassen. Nämlich in die Goldgräberzeit einzutauchen. Anderthalb Stunden Fahrzeit und nordwestlich von Melbourne liegt die alte Goldgräberstadt Ballarat. Dort hat man auf dem Sovereign Hill eine Stadt aus den Goldrush-Zeiten um 1850/60 wieder aufgebaut. Kein Potemkinsches Dorf, sondern z. T. aus echten historischen Gebäuden in Ballarat. Und tatsächlich wurde in Sovereign Hill eine Menge Gold gefunden. Dort wurde auch die ursprünglich auf dem „Bakery Hill“ befindliche Mine wieder hergestellt, in der der zweitgrößte je gefundene Goldklumpen, der „Welcome Nugget“ gefunden wurde (ich habe im Melbourne-Bericht schon darüber geschrieben).
Ausgerüstet mit dem Wissen über den Goldrush in Viktoria, das wir im Treasury Building in Melbourne gewonnen hatten, wollten wir eine Gelegenheit nicht verpassen. Nämlich in die Goldgräberzeit einzutauchen. Anderthalb Stunden Fahrzeit und nordwestlich von Melbourne liegt die alte Goldgräberstadt Ballarat. Dort hat man auf dem Sovereign Hill eine Stadt aus den Goldrush-Zeiten um 1850/60 wieder aufgebaut. Kein Potemkinsches Dorf, sondern z. T. aus echten historischen Gebäuden in Ballarat. Und tatsächlich wurde in Sovereign Hill eine Menge Gold gefunden. Dort wurde auch die ursprünglich auf dem „Bakery Hill“ befindliche Mine wieder hergestellt, in der der zweitgrößte je gefundene Goldklumpen, der „Welcome Nugget“ gefunden wurde (ich habe im Melbourne-Bericht schon darüber geschrieben).
Oben und unten: Ballarat |
Erst einmal stärkten wir uns nach der Fahrt in einem speziellen Feinkostladen („Deli“ in Australenglisch) mit Bewirtung. Auf der Suche bekamen wir einen Eindruck von den prächtigen historischen Gebäuden aus der Glanzzeit Ballarats, die die breiten Hauptstraßen säumen. Ende des 19. Jahrhundert, ehe der Goldrausch abebbte, war Ballarat eine Stadt, die „alle Einrichtungen und Vorzüge der Kultur“ besaß, wie Mark Twain in seiner „Reise um die Welt“ (1897) beschreibt. Mark Twain, der selber Goldgräber in Amerika war, beschreibt aber auch den Raubbau an der Natur, an der ursprünglich „paradiesischen schönen Waldeinsamkeit“, die hier auf Grund der Goldfunde stattfand. „Eine himmlische Gegend zu Schanden zu machen…versteht wohl niemand besser als die Goldgräber.“ Der Zustrom der Goldsucher vertrieb auch die Eingeborenen, die hier einen Versammlungsort (= Ballarat) hatten. Diejenigen, die verblieben, leisteten untergeordnete Dienste für die Europäer.
Heute ist Ballarat eine ruhige Provinzhauptstadt von 86 000 Einwohnern, die von ihrer Vergangenheit zehrt.
Sovereign Hill – Leben in einer Goldgräbersiedlung
In Sovereign Hill angekommen, grummelten wir ein bisschen
über den hohen Eintrittspreis. Aber wir hätten etwas versäumt, wenn wir den
gespart hätten. Dann ging´s hinein in´s Goldgräberleben. Erst einmal
überblickten wir die Siedlung. Links in einer Senke sehen wir eine Zeltstadt.
So haben die ersten Goldgräbercamps ausgesehen haben. Rechts auf dem Hügel
sehen wir zwei Fördertürme. Darunter befinden sich zwei Minen. Am Hang entlang
der Hauptstraße ziehen sich Häuser bis zum Gipfel des Hügels. Auch rechts davon
liegen Gebäude – eine ganze Stadt liegt vor uns. Zwischen Zeltcamp und Stadt fließt ein kleines
Bächlein. Wie sehen geschäftige Menschen daran hantieren. Eine alte Kutsche,
mit Besuchern zieht ihre Runde, dicke Pferde vorgespannt. Man reiste ja damals
mit Kutschen an, ehe die Bahnlinie 1889 fertig gestellt wurde.
Bilder: Zurück in die Goldgräberzeit |
Wir begeben uns in das Zeltcamp und blicken in einzelne Zelte. Darin: Tisch, Stühle, Betten, kleine Schränkchen, Goldgräberutensilien. Hinter einem Zelt tummeln sich kleine Schweine. Das Leben in den Canvas-Zelten muss sehr primitiv gewesen sein und bisweilen war es sicher auch kalt. An Schriftzeichen merken wir: hier hausten Chinesen. Tatsächlich waren diese Zelte Unterkünfte chinesischer Goldgräber. Wir finden Zelte eines Lebensmittelhändlers, eines Metzgers, einer chinesischen „Arztpraxis“ mit Apotheke und einen Holz-Tempel. Dort flehten die chinesischen Digger Glücksgötter oder –geister um Erfolg bei ihrer Suche an, sicher auch um Bewahrung ihrer zurückgebliebenen Familien in China und um gute Heimkehr. Offensichtlich lebten die Chinesen getrennt von den europäischen Goldsuchern, die in den Häusern auf dem Hügel lebten. Man kann sich vorstellen, dass das Zusammenleben mit den anderen Goldgräbern nicht ohne Spannungen verlief.
Oben/Unten: Blick in Zelte chinesischer Minenarbeiter |
Hütte eines Bäckers |
Metzgerladen |
Noch lebt das Schweinchen... |
Gemischtwarenladen |
Hier war ein chinesischer Heilkundiger/Apotheker tätig |
Blick in den chinesischen Tempel |
Als 1851 die ersten Goldfunde in Victoria gemacht wurden und man dann immer mehr Gold fand, wurde das auch in Europa bekannt. Die Industrialisierung und Maschinisierung führte zur Verelendung großer Bevölkerungsteile dort. So machten sich viele auf, um ihr Glück als Goldsucher in Amerika und Australien zu finden. Bei den Europäern waren es vor allem Engländer und Iren. Aus Asien kamen Chinesen. Sie wurden von Agenten ins Land gebracht und mussten oft lange an diese Kosten abzahlen. Oft ließen sie das Gold auch direkt, an den Regierungsbeamten vorbei, nach China bringen. Nachdem immer mehr Chinesen kamen, erließ die Regierung Einreiseerschwerungen und –beschränkungen – so reisten viele illegal ein (all dies wiederholt sich heute). Als die Goldfunde knapp wurden, gab es Übergriffe europäischer Goldsucher auf die unliebsamen Konkurrenten aus Asien, bis hin zu Tötungen.
Die Chinesen in Ballarat unterstanden einem besonderen
Beamten, dem „Chinese Protector“ und besonderen Regelungen, dem „Chinese
Regulation Act“. Wir fanden sie am Büro des Protectors im „Regierungsviertel“
angeschlagen, konnten sie aber nicht lesen, da sie auf Chinesisch abgefasst
waren.
Am Rande der Zeltstadt sahen wir auch die Mine der Chinesen.
Ein hölzerner Förderturm erhebt sich da und eine Lore ist zu sehen, mit der der
Abraum auf Schienen ins Tal gefahren wurde. Durch ein Gitter blicken wir in den
dunklen und engen Schacht hinunter, in den die chinesischen Minenarbeiter wohl
hinab gelassen wurden, um unter Tage ihre gefährliche und beschwerliche Arbeit
aufzunehmen.
Das ist der Schachteinstieg |
Nach der Runde durch die Zeltstadt, kommen wir an den kleinen Bachlauf, der durch die Siedlung fließt. Hier sitzen Kinder und auch Erwachsenen (passenderweise sind es vor allem Chinesen), die den Sand und Kies sieben. Angeblich soll man noch heute Goldkörnchen finden können. (Wir haben es nicht versucht.) Ursprünglich wurde ja das Gold in Ballarat in alluvialen Flussablagerungen gefunden und oberflächlich geschürft.
Heutiger Goldwäscher |
Pfanne zum Goldwaschen |
Ich habe gelesen, dass 2012 und später von Männern, die mit Metalldetektoren unterwegs waren, in der Umgebung von Ballarat noch große Goldklumpen gefunden wurden. (Kein Wunder, dass der Detektorenverkauf in Ballarat blüht!)
Wir wandern die Hauptrasse an den Bauten hinauf. Sie sind
aus Holz errichtet (wofür die umliegenden
Eukalyptus-Wälder herhalten mussten). Hier und an Nebenstrasse finden wir Geschäfte, Handwerksbetriebe, Banken,
Gaststätten, Hotels, eine Post, Kirchen und sogar ein prächtiges Theater –
alles im historischen Stil. Auch Komparsen in zeitgenössischer Tracht laufen
herum und lassen sich mit den Besuchern fotografieren – nicht bloß bärtige Digger, sondern auch vornehmer
gekleidete Geschäftsleute, Angestellte, Beamte. Auf einem kleinen Platz preist
ein ambulanter Händler redegewandt irgendeine komische Erfindung an.
Straßenmusikanten unterhalten die Passanten mit Country-Music. Auch „Troopers“
patroullieren. Sie sorgten für die Ordnung, denn es mag manchen Streit gegeben
haben, um Funde, „Claims“ etc., aber
auch Zusammenrottungen gegen Minenbesitzer und die Obrigkeit.
Menschentypen... |
Eine der Kirchen (kath.). Unten: Innenraum |
Heute geschlossen: Wer mag früher hier gespeist haben? |
Er sorgt für Stimmung |
...der Straßenverkäufer aber auch |
Die Ankunft der Goldgräber brachte bald den Aufbau einer zivilisatorischen Infra-Struktur mit sich.
Es ist interessant, den Handwerkern bei ihrer Tätigkeit zuzuschauen, z. B. einem Drucker, bei dem wir ein Fahndungsplakat nach historischer Vorlage für einen Freund bestellen. Oder einem Schmid, der Pfannen herstellt. Oder einem Bonbon-Fabrizierer, der natürlich besonders die Kinder anzieht. Wir finden auch einen Sargmacher und eine Kutschen-Werkstatt.
Ein Schmied |
Er bereitet die Bonbonfabrikation vor |
So reiste man |
Für ein würdiges Begräbnis |
Im Hotel gibt es Einzel- oder Mehrbettzimmer. Mancher Digger mag hier gewohnt haben, bis ihm das Geld ausging oder er einen Glückfund machte. Dann konnte er sich eine kleine blumenumstandene Farm kaufen, wie sie am Rande der Siedlung zu sehen ist, oder er zog in eine Stadt, nach Ballarat hinunter oder gar nach Melbourne und kaufte sich da in Häuschen.
Besuch in der Red Hill
Mine
Die meisten haben aber nicht einzeln gearbeitet, sondern in
Gruppen oder für Kompanien, in Minen. Nachdem das oberflächliche Gold abgebaut
war, schürfte man unter Tage. Die Goldgewinnung wurde kapitalisiert und industrialisiert. Minen wurden tief in die
Erde getrieben, abgetäuft, das Wasser und der Abraum über Fördertürme mit
Dampfmaschinen hochgebracht. Alles mit einem riesigen Holzverbrauch, wozu auch
wieder die Wälder herhalten mussten.
Etwas höher gelegen befindet sich eine größere industrielle
Mine, mit technisch modernerem Fördertum
und riesiger Abraumhalde.
Im „Gold Office“ der „Colonial Bank of Australia“ wurden die Goldfunde gewogen und gegen bare Münze umgewechselt werden. Eine Tafel informiert über die „aktuellen“ Goldpreise.
Nicht nur Goldsuche…
Die Arbeit war hart, aber es war auch für Vergnügungen
gesorgt, bei denen man seinen Gewinn wieder ausgeben konnte. An der langen Bar
in einem prächtigen Pub floss der Alkohol sicher in Strömen. Eine große Kegelbahn sorgte für mehr
sportliche Betätigung. Das prachtvolle Theater würde noch heute manchem
Stadt-Theater Ehre machen. Ich vermute, hier wurden wohl weniger klassische
Theaterstücke oder Opern dargeboten, sondern eher Varieté-Veranstaltungen. Da
mögen die Röcke der Can-Can-Tänzerinnen zum Vergnügen der Männer hoch geflogen
sein.
Wer in sich gehen wollte und geistliche Erbauung suchte, hatte auch dazu die Gelegenheit. Es gibt mehrere Kirchen für die verschiedenen christlichen Konfessionen. Wer sich in der Freizeit bilden wollte, konnte eine Bibliothek aufsuchen. „Silence“, Ruhe, wird hier geboten. Da findet man auch das Bildnis der Königin, die ihrem Zeitalter den Namen gab: Queen Victoria - sie regierte von 1837 bis 1901.
Methodistische Kirche |
Queen Victoria |
Es gibt auch eine Schule. Manche der nicht immer unkultivierten Digger hatten ja ihre Familie mitgebracht und die Kinder sollten nicht ungebildet bleiben. Besucherkinder haben die Gelegenheit, eine historische Schulstunde mitzuerleben.
Auf dem Platz vor dem Theater und dem „Napier-Hotel“ sammeln
sich Menschen, Komparsen und Besucher. Drei
„Giganten“ werden von Männern herbei getragen und -gekarrt. Zwei riesige
Monstren, zusammengebaut aus Maschinenteilen und Bergbau-Utensilien kämpfen
miteinander, geführt von Männern und beaufsichtigt von einer Gigantin mit Rock
und Uhr als Kopf. Ziemlich symbolisch das ganze natürlich. Ob solche
öffentlichen Vergnügungen schon in der Goldgräberzeit stattgefunden
haben? – Wir wissen es nicht. Wir fühlen uns aber fast heimatlich berührt, denn
solche bezeichnenden Giganten kennen wir aus Katalonien.
Die "Uhrengigantin" wird angekarrt |
Jetzt ist sie aufgebaut |
Die "Giganten" im vollem Kampf |
Die Zuschauer amüsieren sich sichtlich |
Wir setzen unseren Rundgang in das vom „gewöhnlichen“ Dorf abgesonderte Regierungs-Camp fort. Die herrschaftliche Häuseransammlung im frühen Siedlerstil inmitten grüner Rasenflächen ist eingezäunt. In der Nähe befinden sich die „Military Barracks“. Man bedurfte wohl des Schutzes.
Im nahen und modernen Gold Museum erfahren wir viel über die Geschichte des Goldrausches und das Leben auf den Goldfeldern von Ballarat. Auch eine Nachbildung des „Welcome Nuggets“ sehen wir wieder. Wir erfahren, dass der Goldabbau in Ballarat 1918 eingestellt wurde, wegen Unrentabilität. Allerdings wurde in den letzten Jahren die Goldgewinnung in einer Mine wieder aufgenommen, von „Castlemain Goldfields“- im Besitz von „LionGold Corp“, „Asia´s Own Global Gold Company“…Die Chinesen kehren wieder!
Haus des Gouverneurs |
Militär-Baracken |
Im nahen und modernen Gold Museum erfahren wir viel über die Geschichte des Goldrausches und das Leben auf den Goldfeldern von Ballarat. Auch eine Nachbildung des „Welcome Nuggets“ sehen wir wieder. Wir erfahren, dass der Goldabbau in Ballarat 1918 eingestellt wurde, wegen Unrentabilität. Allerdings wurde in den letzten Jahren die Goldgewinnung in einer Mine wieder aufgenommen, von „Castlemain Goldfields“- im Besitz von „LionGold Corp“, „Asia´s Own Global Gold Company“…Die Chinesen kehren wieder!
Ein folgenreiches Ereignis in der Geschichte Australiens –
Aufstand der Goldarbeiter
Wir stoßen im Museum auf ein wichtiges Dokument: eine
regierungsamtlich „nicht übertragbare
Gold License – für einen Monat“. Kosten: 1 Pfund. Diese Lizenzen waren der
Anlass für ein wichtiges Ereignis in der Geschichte Australiens: die „Eureka
Stockade“ oder „Rebellion“.
Goldsuche war an monatliche Lizenzen gebunden, die schon vor
jedem Fund erworben werden mussten. Die Erlaubnisscheine waren für die
mittellos in Australien ankommenden Goldsucher schwer erschwinglich. Zusammen mit dem korrupten
und willkürlichen Verhalten der Ausgabe-Beauftragten und der kontrollierenden
Polizisten sorgte das für viel Unmut. Hinzu kam, dass die Digger und Miner keine
politisch-rechtliche Vertretung und kein Wahlrecht hatten (das an Landbesitz
gebunden war). Als die Regierung 1852 eine Erhöhung der Gebühren von einem auf
drei Pfund ankündigte, führte das zu heftigen Protesten und Zusammenschluss der
Betroffenen. 1854 wurde ein Miner im „Eureka Hotel“ („Heureka“- griech. „ich
hab´s gefunden“ - ein Goldfeld bei Ballarat) ermordet und der des Mordes
mitverdächtigte Hotelbesitzer vom Magistrat geschützt. Darauf brannte eine
wütende Menge das Hotel nieder.
November 1854 versammelten sich 10 000 Miner auf dem Bakery
Hill und gründeten die „Ballarat Reform League“. Sie forderten die Freilassung
von drei Diggern, die nach dem Hotelbrand festgenommen worden waren, das
„unveräußerliche Recht eines jeden Bürger bei der Gesetzgebung eine Stimme zu
haben“ und nannten „Besteuerung ohne Vertretung Tyrannei“. Der Gouverneur
Victorias jedoch blieb hart. Sein Beauftragter ließ die polizeiliche Präsenz
auf den Goldfeldern verstärken und ordnete häufigere Lizenzkontrollen an. Das
führte dazu, dass die Miner die Verhandlungen als gescheitert ansahen, den
Gehorsam gegen die staatlichen Autoritäten aufkündigten, sich bewaffneten und
ihre Lizenzen verbrannten. Es wurden auch Stimmen laut, die auf Loslösung vom
britischen Empire drängten.
Freiheitsschwur der Miner 1854 unter der Eureka-Flagge |
Die originale Eureka-Flagge im Eureka-Museum |
Die heutige australische Flagge in den Händen von zwei neu Eingebürgerten |
Am 1. Dezember 1854 versammelten sich die Miner unter der „Eureka-Flagge“ (5 Sterne an einem Kreuz auf blauem Grund – ohne Union Jack!) und schworen „beim Kreuz des Südens (symbolisiert durch die 5 Sterne) wahrhaftig zusammen zustehen und zu kämpfen, um unsere Rechte und Freiheiten zu verteidigen“. Unter Führung des irischen Miners, Bürgerrechtlers und späterem Abgeordneten Peter Lalor baute man einen behelfsmäßigen Barrikadenring (Stokade) auf, um sich gegen Truppen und Polizeikräfte zu schützen. Am Sonntag, den 3. Dezember rückten 276 Soldaten der Britischen Armee und Polizisten unerwartet an und umzingelten ca. schlecht bewaffnete 120 Miner, die sich in der Stockade aufhielten. Ein 10-minütiger Kampf entbrannte, der von Seiten der Soldaten äußerst brutal geführt wurde. 22 Aufständige blieben tot zurück, 6 verwundet, doch weitere starben auf der Flucht oder in Verstecken. 6 Soldaten kamen um.
Die Eureka-Stockade |
Noch im Dezember begann der Prozess gegen 13 Rädelsfüher am Obersten Gerichtshof von Viktoria in Melbourne, die wegen Hochverrats angeklagt wurden. Auf Grund des öffentlichen Drucks wurden sie frei gesprochen und der Gouverneur zum Einlenken bewegt. Die Forderungen der Ballarat Reform League wurden umgesetzt: die Gold-Lizenzen wurden abgeschafft und durch mildere Regelungen ersetzt, die Goldfelder erhielten Vertretungen in der Gesetz gebenden Versammlung und ein allgemeines Wahlrecht für weiße Männer bei den Parlamentswahlen wurde eingeführt..
Mark Twain schreibt: „Es war nur eine kleine Revolution,
aber politisch von großer Bedeutung – ein Kampf und die Freiheit, eine
Auflehnung gegen Willkürherrschaft und Bedrückung…Die neue Beispiel einer
verlorenen Schlacht, durch die der Sieg gewonnen wurde, ist zugleich das
schönste, ruhmreichste Blatt in der Geschichte Australiens…“
Wie auch beim „Kelly Outbreak“ ist das in Australien
umstritten. Die einen sehen in der Eureka Stockade den Beginn der australischen
Demokratie und Souveränität. Australien wandelt sich von einer Kolonie der
Sträflinge und Grund besitzenden Siedler vorwiegend britischer Herkunft zu
einem selbständigen Land gleichberechtigter Bürger unterschiedlicher Herkunft
und Tätigkeiten – wobei man einschränkend sagen muss, dass sich die
Gleichberechtigung auf die Weißen bezog.
Andere sehen in den Ereignissen nur einen begrenzten
Aufstand gegen staatliche Gebühren, Autorität, und die Queen, ohne „democratic
feeling“. Sie verweisen darauf, dass viele der Aufständischen gar nicht
vorhatten, in Australien zu bleiben und wieder in ihr Heimatland zurückkehrten.
So hat man denn auch für beide Seiten Denkmäler auf dem
Friedhof von Ballarat aufgerichtet: für die gefallenen Soldaten und ihre Opfer.
Je nach politischem Standort findet man auch heute unterschiedliche Bewertungen
bei Geschichtsforschern und Politikern.
Und so ist in die offizielle australische Flagge die Eureka Flag
eingegangen, aber zusammen mit dem
„Union Jack“, der Flagge des britischen Empire.
Der Eureka-Aufstand wird übrigens allabendlich in einer
aufwendigen „Licht-und Tonschau“ unter dem Titel “Blut unter dem Südlichen Kreuz“ in
Sovereign Hill dargestellt. Da wir vom langen Umherlaufen und –schauen
erschöpft waren, ließen wir uns dieses Spektakel entgehen. Ein
„Interpretations-Zentrum“ wurde 1998 im Vorort Eureka gebaut, nahe dem Ort der
Geschehnisse, und 2013 als „Museum der Australischen Demokratie in Eureka“
wieder eröffnet.
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